Der Wiener Naturfotograf Gerhard Neuhold ist vermutlich der aufmerksamste Beobachter der Oberen Lobau. Sein Revier erstreckt sich vom Biberhaufenweg bis zur Saltenstraße. Er hat dort schon so manche Attraktion abgelichtet, aber oft sind es die kleinen Dinge, die besondere Freude bereiten – wie diese entzückende junge Wanderratte.
Im Februar hat er sie im Schilfgürtel der alten Naufahrt zum ersten Mal fotografieren können. Mitte April ein zweites Mal: mittlerweile deutlich gewachsen – und exakt an derselben Stelle.
Die junge Wanderratte widerspricht mit ihrem goldigen Aussehen dem Klischee von der „hässlichen Kanalratte“.
Wanderratten stammen aus Nordostasien (Sibirien, China …) und sind erst im 18. Jahrhundert vermutlich per Schiff unbeabsichtigt nach Europa gelangt. An den Pestepidemien des Mittelalters waren sie nicht beteiligt. Die Pest wurde damals von Hausratten übertragen. Wanderratten gab es noch nicht.
Sie sind Allesfresser, obwohl pflanzliche Nahrung überwiegt. Ihr bevorzugter Lebensraum sind die Ufer von Gewässern.
Am Forschungsinstitut für Wildtierkunde der Veterinärmedizinischen Universität Wien lief von 2015 bis 2019 ein Forschungsprojekt über Ratten als Krankheitsträger im Wiener Stadtgebiet.
Gerhard Neuholds nette Ratte wird von den Wissenschaftlern wohl nicht erfasst werden. Sie lebt schließlich in der Wildnis der Lobau.